Start des münsterlandweiten Klangkunstfestivals!
Weaving – neue Version Kloster Gravenhorst 2021 – ist eine ortsbezogene Installation mit Kupferkabeln, die in ihrer Gesamtheit wie ein überdimensionaler Webstuhl wirken. Die Besucher können zwischen den von Holzstrukturen herunterhängenden Leitungen frei herumgehen und hören mit speziellen Induktionskopfhörern die in den Kupferkabeln zirkulierenden Klänge. Diese bestehen in der Arbeit für das Kloster Gravenhorst aus Aufnahmen mechanischer elektrischer Webstühle (aufgenommen im Textilmuseum Bocholt) und dem digitalen Gewebe elektromagnetischer Felder aus dem world wide web, Klänge, die normalerweise nicht hörbar sind. Sie wurden in verschiedenen Ländern und besonders in technisch hoch entwickelten Metropolen mit einem Spezialkopfhörer mit Kupferspulen aufgenommen.
Jede der 16 »Webstühle« hat ein eigenes Programm mit Wechseln von elektrischen Stromklängen und Rhythmen industrieller Webstühle. Schon im 19. Jahrhundert wurden Lochkarten benutzt als Vorform computergesteuerter Abläufe, wie sie heute in der Textilindustrie üblich sind. Industrialisierung und Digitalisierung erscheinen als Prozesse, die man in immer neuen Abfolgen hören kann. Der Besucher wandert durch die sechzehn Kabelstrukturen und webt sich mittels magnetischer Induktion seine akustischen Muster und Klangerlebnisse selbst zusammen.
Die Tätigkeit des Weben, einst mit meditativer Handarbeit oder dem filigranen Gewebe von Spinnen assoziiert, hat sich heute immer weiter von dem einstigen Handwerk entfernt. In der Installation werden industrielle Produktionsabläufe und perfektionierte elektrische Kommunikationsmaschinen hörbar und erfahrbar, denen man normalerweise nicht begegnet. Der Ursprung des Begriffes »Weben« wird hinterfragt und neu interpretiert. Durch verschiedene Bewegungsabläufe im Raum entstehen individuelle Hörerfahrungen und Klangüberlagerungen, der Hörer wird selbst aktiver Mitverfasser des akustischen Geschehens.
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Weitere Installationen von Christina Kubisch im DA, Kunsthaus: FESTPLATTEN – Grabsteinfragmente, UV-Licht, fluoreszierendes Pigment – im Rempter, »Silent exercizes« im Gewölbekeller und die Sonagramme »Analyzing Silence« – eine Visualisierung des Wortes Stille, einzeln oder mehrfach wiederholt.
Ort: DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst | Klosterstraße 10 | Hörstel